Interview im Orkus! Magazin

Claudia Zinn-Zinnenburg vom Orkus! Magazin hat mir für die März-Ausgabe fünf Fragen gestellt.
Interview Orkus
Das Interview auf S. 44

Das Interview in voller Länge

Orkus: Okay, zunächst zum Bandnamen: Wie kamst du darauf? Was ist ein Sandkamper?

Der Name Sandkamper ist eine Verortung. Sandkamp ist ein Wolfsburger Stadtteil zwischen Mittellandkanal und dem Werk. Ich habe dort viele Nächte im Proberaum auf einem alten Hippie-Hof mit dem Musikmachen verbracht, bis der Vermieter krank wurde und mich nicht mehr erkannte. 

Orkus: Und warum passt „Narzissmus“ so perfekt als Titel deiner ersten EP? Hat das mit dem Projekt zu tun, ist das jetzt eine Art Egoprojekt? Oder ist es eine … Botschaft an die narzisstische Gesellschaft? Oder ganz ganz was anderes? 

Es ist, was du darin findest. To define is to limit. Eine Einengung des Geistes in eine bestimmte Richtung habe ich mit dem Titel „Narzissmus“ nicht vorgesehen.

Der Narzisst beschäftigt mich, seit ich Oscar Wildes „Bildnis des Dorian Gray“ gelesen habe und nachdem ich von einigen mir nahestehenden Personen darauf hingewiesen wurde, ich sei ein Narzisst, dachte ich mir, ich muss mich damit einmal auseinandersetzen. Das Album ist sicherlich bis zum jetzigen Zeitpunkt ein Egoprojekt: Meine Gedanken und meine Art und Weise, Musik zu machen, finden dort Raum und Zeit. Ist es deshalb ein Spiegelbild der narzisstischen Gesellschaft? Eine indirekte Botschaft an alle Narzissten unter uns? Allenfalls ist es eine Denkschrift über die Begrifflichkeit. Das Album beschäftigt sich mit dem Geist und reißt unter anderem das in uns wohnende Gute und das Böse ab. Möglicherweise hält es dir einen Spiegel vor, legt dir Wörter in den Mund und echot deine Gedanken, vielleicht kannst du dich aber auch nicht mit der Botschaft identifizieren – oder noch nicht.  

Anderen fällt Narzissmus vielleicht gar nicht erst ein, wenn man die Songs hört und die Texte dazu verfolgt. Sensibilität, Enttäuschung, Vertrauensverlust… Verlust von Liebe und Neuanfang. Vielleicht sogar ein Wunsch nach einem Stück Narzissmus? Oder ein Stück weit narzisstisch aus vorangegangenen Verlusten? Narzissmus als eine Art der Kompensation, das Verlangen danach, sich selbst in den Fokus zu stellen, damit die Seele nicht mehr so weh tut. Eine Abhandlung. Ein Schlussstrich. Kurz gesagt bleibe ich dabei: Es ist, was du darin findest.

Orkus: Was zu der Frage führt: Was hat dich dazu bewegt, jetzt mit knapp über 40 deine musikalischen Träume zu verwirklichen? Gab es da ein Schlüsselerlebnis?

Ich mache schon sehr lange Musik und habe auch schon mit der einen oder anderen Band eine Platte aufgenommen. Ich habe eine ganz coole Platte mit Squintaloo aufgenommen. Sibirskoblast. Aber Bands sind schwierig, ich bin schwierig. Und ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass Bands immer wieder auseinanderbrechen und die Musik, die gemacht wurde, dabei flöten geht. Deswegen mache ich erstmal Solo mein Zeug fertig und dann schaue ich, wer Bock darauf hat. Ich lasse mich nun einfach nicht mehr aufhalten.

Orkus: Hm an dieser Stelle fällt es schwer, nur einen Song rauszupicken. Einer meiner Favoriten war aber auf Anhieb „Ohne Erinnerung“. Was hat dich zu dieser Komposition inspiriert, steckt da auch eine besondere Geschichte dahinter?  

Ohne Erinnerung…. Das ist ein Zwiegespräch. Ein innerer Monolog, oder besser, ein Gespräch mit deinem Spiegelbild, welches du nicht mehr erkennst. Ein Gespräch/Dialog also mit einer Person, die Schwierigkeiten hat, sich an dich zu erinnern. Einem Freund oder manchmal auch einem Feind. Eine Illusion.   

Orkus: Auf jeden Fall sind die vier Songs – jeder für sich – der Hammer! Und machen Lust auf „mehr“. Ist auch ein Album in nächster Zukunft geplant?

Das freut mich sehr zu hören! Ja, weitere Songs sind in der Mache. Zwei weitere Songs sind eigentlich schon fertig. Die haben es nur nicht auf die EP geschafft, weil am Arrangement noch etwas gemacht werden musste. Ich will, soweit mir die Zeit dafür bleibt, noch dieses Jahr eine weitere Platte rausbringen. Am liebsten auf Vinyl. Da werde ich an alle appellieren, die meine Musik mögen und Sandkamper auf dem Plattenspieler hören möchten: Crowdfunding.

Orkus! Playlist März 2020

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